Ausbalancierte, gesunde Hufe fördern kraftvolle Bewegungen des Pferdes.
Bei der Hufbearbeitung wird erkannt, wie sich ein Pferd bewegt und wie es in seiner Bewegung unterstützt werden kann, damit seine Muskeln wie von der Natur vorgesehen, eingesetzt werden können.
Deshalb ist es mir wichtig, die Pferde immer vor und nach der Hufbearbeitung in Bewegung zu sehen.
Pferde werden ohne Eisen geboren. Ihre Hufe sind sehr weich und härten mit der Belastung des täglichen Lebens. Das Fohlen ist von Natur aus vorgesehen, unmittelbar nach der Geburt auf seine langen Beine zu stehen und mit der Herde auf Nahrungssuche mitzulaufen. Mit seinem kurzen Hals erreicht es optimal die Zitzen seiner Mutter, um zu trinken. Danach legt es sich nieder und schläft, damit es mit der Herde auf Nahrungssuche wieder weiterlaufen kann. Sie laufen sofort viele Kilometer. Die weiche Hornsubstanz passt sich schnell an und wird hart und widerstandsfähig.
Ein Pferd aus dem Süden läuft auf harten Böden. Nebst der genetischen Veranlagung, werden seine Hufe anders gebraucht, als die eines Vollblüters in Irland. Im Süden ist ein Huf steiler, höher und die Sohle weiter weg vom Boden, um ihn vor dem Austrocknen zu schützen. Im nassen Norden, auf weichen Böden bleibt der Huf flacher, tragfähiger und weicher, damit er nicht in den Boden einsinkt. Um so mehr das Pferd barhuf läuft, umso ausgebildeter sind die inneren Strukturen. Ballen und Strähle sind gut durchblutet und können Bodenunebenheiten bestens fühlen und ausgleichen.
Werden Sie mit Bodenverhältnissen konfrontiert, die nicht ihrem Ursprung entsprechen, haben es Pferde mit einer schönen Sohlenwölbung und einer regelmässigen Hufstellung einfacher, barhuf zu gehen.
In vielen Zuchten werden die Fohlen in Boxen geboren und wenn überhaupt während Tagen nur kurz mit Mama auf die gelassen. Sie wackeln auf dem weichen Grasuntergrund umher und kommen danach wieder in die Boxe, wo sie sich ins weiche Stroh niederlegen, nicht nur weil sie müde sind, sondern auch weil das lange stehen ohne Gleichgewicht schwer fällt. das mangelnde Gleichgewicht kann in der Bewegung besser ausgeglichen werden. Das Pferd ist ein Lauftier.
Auf unseren Wiesen muss das Futter nicht gesucht werden. Es kann sofort gefressen werden. Die Stuten werden auf die Weide gelassen und verfolgen auch nur dieses eine Ziel. Aus lauter Langeweile auf der Weide, wird nach dem ersten Austoben mit seinen Kumpels, Mama schnell kopiert. Das Fohlen sucht den Boden ab. Die langen Beine werden gespreizt, damit der im Verhältnis nohc zu kurze Hals besser die Grashalme absuchen kann. In dem Alter prägen sich die ersten Fehlstellungen. Der belastete, vorgestellte Huf wird flach und gross, der entlastete, nach hinten gestellte Huf wird kleiner und steiler. Oder es grätscht die Beine seitwärts und belastet die inneren Wände mehr als die äusseren. Daraus ergeben sich Kombinationen von Fehlstellungen.
Bevor die Hufe ausgehärtet sind, sollten angeborene Stellungsfehler nur unter Anleitung des behandelnden Arztes vorgenommen werden. In vielen Fällen wird von Mal zu Mal der Schaden im Zaum gehalten. Sobald die Hufe ausgehärtet sind, ist eine regelmässige Hufpflege zu empfehlen, damit Fehlstellungen durch einseitige Belastungen korrigiert werden können, da die Strukturen noch weich genug sind, sich sofort anzupassen. Je älter das junge Pferd ist, je länger brauchen die Korrekturen, bis der Huf wieder ins Gleichgewicht gebracht werden kann.
Ihr Pferd ist ein Bewegungstier. Es läuft die meiste Zeit des Tages und bewegt sich im Schritt, Trab und Galopp. Seine Vorderbeine sind durch Muskeln-, Sehnen- und Bandstrukturen mit dem Rücken verbunden. Seine Hinterhand entwickelt den Schub, die Kraft und die Energie in allen Gangarten, damit es sich vorwärts bewegt.
Seine Hufe sind es, die Bodenkontakt haben. Und es sind auch die Hufe, die die Energie für die Vorwärtsbewegung in seinen Körper übertragen. Jede Abweichung der idealen Hufstellung wirkt sich somit auf seine Bewegungen aus.
Der sensible und höchst dynamische Körperbau Ihres Pferdes ermöglicht, dass es innerhalb kurzer Zeit fähig ist, Muskeln umzubauen. die Hufstellung gehört nebst der Reitweise und dem Sattel zu den zentralen Faktoren, die alle Strukturen des Pferdeköpers und somit sein Gehverhalten prägt.
Mit guten Kenntnissen und geschultem Blick für die Bewegungsabläufe kann eine unterstützende Hufbearbeitung vorgenommen werden, damit sich Ihr Pferd frei und freudig bewegen kann.
Um das Gesamtbild Ihres Pferdes zu verstehen, ist die Biomechanik entscheidender Bestandteil der Hufbearbeitung/Hufpflege. Darum ist es mir wichtig, die Bewegungsabläufe Ihres Pferdes mit einzubeziehen.
FBA-Bewilligter Hufpfleger/Hufbearbeiter, was bedeutet das für Sie als Besitzer eines Barhufpferdes?
Eine FBA-Bewilligung (Fachberufliche Bewilligung) ist ab 2017 für Hufpfleger/Hufbearbeiter vorgeschrieben. Er ist vom Veterinärsamt zugelassen, die Hufpflege/Hufbearbeitung gewerbsmässig für Equiden auszuführen. Er verfügt über ein Wissen, das ihn auszeichnet, fachgerecht die Hufe eines Barhufpferdes zu bearbeiten. Das Wissen hat er in einer anerkannten Ausbildungsstätte erworben. Sie, als Pferdebesitzer wissen somit,
Aber warum plötzlich jetzt all diese Anforderungen? bis jetzt wurde ja diese Arbeit von vielen erfahrenen Hufpflegern/Hufbearbeitern gemacht, meist zur Zufriedenheit von Besitzer und Pferd. Es ist wie so oft, es sind nicht die erfahrenen Hufpfleger/Hufbearbeiter, die ihre Arbeit seit Jahren mit grosser Hingabe und Freude machen, die diesen Massstab forderten, sondern die schwarzen Schafe, die zum Handeln zwingen.
All die gewissenhaften Hufpfleger haben massgeblich dazu beigetragen, dass die Hufbearbeiter heute eine umfassenden Ausbildung geniessen dürfen, damit sich die Pferde gerne und dynamisch nach der Hufpflege bewegen können und die Gesundheit langfristig erhalten werden kann. Sie haben sich auf die Barhufpflege konzentriert und können entscheiden, wann es Eisen zum Schutze der Hufe braucht und überlässt das Anpassen und Aufnageln von Eisen den Hufschmieden.
Jene die schon jahrelang ihren Beruf als Hufpfleger/Hufbearbeiter ausüben, haben den Bedürfnissen der heutigen Pferdebesitzer fordernd ihr Wissen im Ausland erworben. Sie haben eine grosse Erfahrung zur Lösung der Hufproblematiken und ein enormes Wissen über die Jahre angesammelt. Es ist ein ernst zu nehmendes Gewerbe entstanden.
Sie teilten mit mir ihre Erfahrungen. Sie sensibilisierten mich auf Abweichungen gegenüber dem Idealzustand, so dass heute ein gutes Repertoire an Lösungswegen entstanden ist, damit ich mit meiner Hufbearbeitung eines Pferdes zu kraftvollen Bewegungen beitragen kann. Es ist jederzeit möglich, Einzelfälle mit speziellen Fachkräften zu besprechen.
Ich bin froh, dass ich mich nach 4 Jahren Hufpflege zu einer anerkannten Ausbildung entschlossen habe, die mich zum Denken herausforderte und viel Praktikum in der Umsetzung des vermittelten Wissens aufforderte.
Ich danke auf diesem Wege herzlich meinem Ausbilder Michael Zanger, dem Inhaber und Leiter der anerkannten Hufpflegerausbildung am LTZ Institut. Ich danke allen fachspezifischen Ausbildern in den Gebieten Medizin, Recht, Tierschutz, Biomechanik und Hufbeschlagskunde. Ich danke den Hufbearbeitern Christoph Müller, Jeannette Mettler und Armin Eberle, die seit vielen Jahren tätig sind und bereitwillig ihre Gedanken, Erfahrungen, Schwerpunkte und Lösungsansätze mit mir geteilt haben.
Die Verantwortung bei der Bearbeitung eines Kundenpferdes beinhaltet mehr, als das Wissen eines Wochenendkurses. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, wurden Mindestanforderungen geschaffen, damit der Hufpfleger/Hufbearbeiter dem Pferde uns seinem Besitzer zu einer positiven und gesundheitsgerechten Facharbeit beitragen kann.
Eine fortgeschrittene Strahlfäule bildet eine tiefe schmerzhafte Furche zwischen den Ballen. Es ist der Bereich, mit dem das Pferd auffussen und die erste Last aufnehmen sollte. Weil dieser Bereich entzündet ist, weicht es dem Schmerz aus und setzt mit der Strahlspitze auf. Dieser unnatürliche Bewegungsablauf wirkt sich nachteilig auf die Gelenke, Sehnen, Bänder und auf die ganze Rückenmuskulatur aus. Ein zu vergleichender Effekt ist eine offene Blase am Fuss. Sie belasten den Fuss automatisch wider die Natur.
Entwickelt sich die Entzündung weiter, kann eine Blutvergiftung, Strahlkrebs oder irreparablen Schäden folgen.
Also unternehmen Sie etwas, solange es möglich ist.
Sobald Sie schwarzen Schleim beim Auskratzen finden, räumen Sie täglich gründlich die Hufe aus. die Praxis zeigt, dass das auch heute noch keine Selbstverständlichkeit ist. Die vom Urin durchtränkte Einstreu beginnt zu gären, wird warm und es bildet sich Ammoniak, das die Eiweissstruktur des Strahls angreift. Das tote Material bildet Nahrung für Bakterien, die sich in den Huf fressen. Regelmässiges Misten und Hufe auskratzen beugt Strahlfäule vor. Auch das Reinigen von Futterplätzen in Offenstallungen ist zu empfehlen. Ist der Fressplatz so eingerichtet, dass sich Pferde lange Zeit in dem demselben Platz aufhalten, äppeln sie auch da und bleiben im Mist stehen.
In der Hufbearbeitung ist dem Strahl besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Die Alten sagen, das Pferd hat 5 Herzen, 1 Herz in der Brust und 4 Herzen in den Hufen. Jedes Auffussen der Hufe presst die kleinen Blutgefässe zusammen und pumpt das Venenblut zum Herzen hoch. Beim Abfussen saugen sich die Blutgefässe mit frischem Blut, Nährstoffen und Sauerstoff voll und nähren die Hufstrukturen. Durchblutetes Gewebe ist gesund. Während nicht durchblutetes Gewebe abstirbt und Nahrung für Bakterien bildet. Mit der Hufbearbeitung kann wesentlich dazu beigetragen werden, dass das Strahlgewebe mehrfach durchblutet wird und somit widerstandsfähig und gesund bleibt.
Finden Sie also übelriechenden Schleim, lohnt es sich in jedem Fall mit dem Hufpfleger die Situation zu beurteilen. Oft reichen einfache und natürliche Hausmitteli, die sie selber anwenden können. Sollte es der Hufbearbeiter für nötig halten, ist eine Zusammenarbeit mit dem Tierarzt zu suchen.
Hausmitteli:
500-600 Kg Pferd stehen reduziert auf 4 kleinen Auflageflächen, den Hufen, auf dem Boden. Wie die Auflageflächen zum Pferd stehen, entscheidet massgeblich, ob sich Ihr Pferd locker im Gleichgewicht bewegen kann. Jeder Muskel-, jede Sehnen- und Gelenksfunktion wird von der Hufstellung beeinflusst.
Zum Beispiel wird eine 3 mm Korrektur bei der Hufbearbeitung am Barhuf den Zug auf die Muskeln und Sehnen im oberen Bereich bis zu 3 cm verändern.
So ist es nachvollziehbar, dass bei Unregelmässigkeiten des Bewegungsapparates, wie Lahmheiten, Sehnenschäden oder Rückenprobleme, der professionelle Hufpfleger/Hufschmid mit zu Rate gezogen wird.